Die neue Freiheit

Auszug aus dem Buch "Herzenssache Kunde in der Automobilbranche", Kapitel 1.3

Noch spannender sind Geschäftsmodelle, die ganze Branchen erschüttern oder sogar zerstören können. Sie sollten als Unternehmer in der Automobilbranche die Welt um Sie herum sehr aufmerksam beobachten und für sich selbst rechtzeitig Rückschlüsse ziehen. Dafür zwei Beispiele:

Die Autobranche vor der Zeitenwende

Die Gerüchte um ein mögliches Apple-Auto reichten vor Kurzem aus, um die Autowelt tagelang in Aufruhr zu versetzen. Könnte das Herz der Branche bald im Silicon Valley schlagen? Anlässlich der CeBIT 2015 eiert der Branchenverband Bitkom mit einer Prognose nicht lange herum: »In der Wirtschaft wird kein Stein auf dem anderen bleiben«, meinte der Bitkom-Präsident Dieter Kempf. Was vernetzt werden kann, werde künftig auch vernetzt. Und Volkswagen-Chef Martin Winterkorn sagte anlässlich der CeBIT 2014 voraus, dass die Autobranche ihre Jahresumsätze mit der vernetzten Mobilität bis zum Jahr 2020 von aktuell 32 auf mehr als 110 Milliarden Euro steigern dürfte. Darin begründen sich aber auch neue Geschäftschancen für das After-Sales-Geschäft im Autobereich.

Beispiel Carsharing

Was konnte man in der letzten Zeit lesen, es war alles dabei, vom Megatrend bis hin zum Rohrkrepierer. Die BBE Automotive GmbH präsentierte Anfang 2015 eine große Studie zum Thema. Beruhigend für alle im Automarkt tätigen: Carsharing wird die automobile Welt nicht grundlegend verändern, die Auswirkungen auf Fahrzeugverkäufe und das After Sales werden in der aktuellen Ausprägung maximal zwei Prozent des Marktvolumens kosten.

Aber: Carsharing wird ein fester Bestandteil der Mobilität und entwickelt sich kontinuierlich weiter. Auch wenn mehr als 80 Prozent der Menschen immer noch unbedingt ein eigenes Auto haben möchten, muss das Thema ernst genommen werden. Wachstum ist auf jeden Fall garantiert.

Bernd Behrens: "Die Share Economy bedeutet nicht, die kapitalistischen Auswüchse zu bekämpfen und die Welt zu verändern, sondern alle Akteure wollen darin Geld verdienen."

Die Share Economy ist ein neuer Wirtschaftsfaktor. Nehmen Sie Car2Go oder Drive Now-Anbieter von Mietautos, die in jeder großen Stadt zur Verfügung stehen und auf völlig neue Art einfache automobile Mobilität in Großstädten ermöglichen.

Das Carsharing-Angebot wird immer vielfältiger. Carsharing für Mitarbeiter, das sogenannte Corporate Car Sharing, hat echtes Potenzial. Auch eine weitere Vernetzung unterschiedlicher Angebote schafft neue Anreize. Und gerade war zu lesen, dass Drive Now Autos mit der neuen Apple Watch zu .öffnen sind, die Branche ist innovativ. Die BBE r.t auch allen Akteuren im Markt, die Chancen und nicht die Risiken im Carsharing zu sehen.

Die Studie »Carsharing in Deutschland – Modeerscheinung oder Herausforderung für die Branche?« Hat sich folgende Fragen gestellt:

• Gibt es eine Transformation von Eigentum zu Nutzen, ist es Zeitgeist, Mode oder bereits ein langfristiger Trend?
• Wie hat sich der Markt für Carsharing entwickelt, evolutionär oder revolutionär?
• Führen die beschriebenen Wachstumsraten zu grundlegenden Marktveränderungen?
• Wo geht es hin, wo wird dieses Mobilitätsangebot entsprechend der zu erwartenden Rahmenbedingungen im Jahr 2020 stehen?
• Und letztendlich, welchen Einfluss wird die prognostizierte Entwicklung auf die Automobile Sales- und After-Sales-Branche und auf die einzelnen Akteure haben?

In der Share Economy wollen die Akteure Geld verdienen

Die Autoren dieser BBE-Automotive-Studie, die in Kooperation mit der FSP, Partner der TÜV-Rheinland-Gruppe, durchgeführt wurde, kommen zu folgender kurz zusammengefassten Erkenntnis: Carsharing ist im Trend und sicherlich mehr als eine kurzfristige Modeerscheinung. Hier entsteht kein Megatrend, der die Automobile Welt entscheidend beeinflussen wird. Die Automobilbranche sollte jedoch Carsharing als neue Chance und nicht als Konkurrenz sehen.

Beispiel E-Mobilität

Unter Fachleuten bestehen keine Zweifel, dass in Zukunft der klassische Verbrennungsmotor – ob mit Diesel oder Benzin – durch neue Antriebstechniken Schritt für Schritt ersetzt wird. In den hochindustrialisierten Ländern der westlichen Welt werden mit unterschiedlicher Geschwindigkeit erneuerbare Energien zum Standard werden. Die »Dekarbonisierung« der Weltwirtschaft hat begonnen. Damit entstehen für Automobile mit Elektromotoren neue Marktchancen. Die Elektroautos werden den Fahrzeugservice dramatisch verändern. Für die Nutzung und den Vertrieb werden neue Wege und Kanäle entstehen. Ob die klassischen Vertriebs- und Reparaturstätten in dieser neuen Welt noch gebraucht werden? Ob neue Provider auftreten? Sowohl die Fahrzeughersteller als auch die Autohäuser und Servicewerkstätten sind gut beraten, wenn sie aktiver Teil dieser evolutionären Entwicklung im Antriebsstrang des Automobils sind. Zurücklehnen und abwarten ist gefährlich.

Es gibt heutzutage nicht nur Autos auf Abruf, sondern auch jede andere x-beliebige Information – ganz gleich, wann oder wo wir sie wollen. Und wem das Tippen auf den kleinen Tasten schwerfällt, der kann seinem persönlichen Assistenten – auch als Smartphone bekannt – die Frage einfach diktieren. Dazu fällt Edgar Geffroy eine Geschichte ein: »Wir saßen mittags in einem Robinson Club mit einem Pärchen und seinen Kindern am Tisch, als die Mutter etwas genervt zu ihrer Tochter sagte: ›Leg wenigstens beim Essen das verdammte Ding weg.‹ Die Antwort kam schnell: ›Das ist kein Ding, das ist mein Leben!‹« Die Welt ist voll von Wissensexperten, der digitalen Welt sei Dank. Jeder kann scannen, googeln, liken und posten über Sie, über mich, über jeden anderen. Preise, Wettbewerber, Kritiken, Alternativen – alles ist nur einen Klick entfernt. Kurzum: der Kunde ist mündiger und informierter als so mancher Verkäufer. Darauf müssen Sie sich in Ihrem Unternehmen einstellen.

Beispiel Autonomes Fahren

Autonomes Fahren kommt in evolutionären Schritten und bietet Automobilherstellern und Händlern die Chance, sich als Trendsetter dieser Zukunftstechnologie zu profilieren. Auch wenn der Wegzu vollautonomen Fahrzeugen noch weit ist, halten immer bessere teilautonome Fahrerassistenzsysteme Einzug ins Auto. Eine Profilierungschance werden daraus aber nur die Automarken und Händler machen, die Ihren Kunden diese Sicherheits- und Convenience- Technologie auch erlebbar machen.

Deutschlands Autokäufer freunden sich mit autonomem Fahren langsam an. Einerseits steht fast jeder zweite dieser Technologie noch skeptisch gegenüber, andererseits begrüßt mittlerweile jeder Dritte autonome Fahrzeuge. Im Oktober 2012 betrug der Anteil der Befürworter noch deutlich geringere 22 Prozent. Von daher sehen deutsche Autokäufer autonome Fahrzeuge mehrheitlich als technologische Revolution, begrüßen Teststrecken, vertrauen der Technik und sehen darin mehr Sicherheit im Straßenverkehr. Wenn es dann um die tatsächliche Nutzung autonomer Fahrzeuge geht, präferieren 49 Prozent herkömmliches Fahren, 43 Prozent das teil- und fünf Prozent das vollautonome Fahren. Das gesellschaftliche Umfeld, und damit die Chance, Hersteller- und Händlermarken aufzuladen, ist aber überraschend positiv.

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